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Deutsche Spuren in Indonesien

18.04.2018 - Artikel

Die deutsch-indonesischen Kulturbeziehungen sind traditionell sehr eng und vielseitig. Die große Zahl von kulturell interessierten Indonesiern in Deutschland und Deutschen in Indonesien ermöglichen einen intensiven kulturellen Austausch zwischen beiden Ländern.

Deutsche und Indonesier verbindet eine lange Geschichte, angefangen im 16. Jahrhundert mit deutschen Kaufleuten, die auf portugiesischen und holländischen Schiffen in das damalige Ostindien reisten. Während der holländischen Kolonialzeit kamen Tausende von Deutschen nach Indonesien, sei es als Angestellte der holländischen Kolonialverwaltung, sei es als Ingenieure, Techniker und nicht zuletzt Forscher und Wissenschaftler.

Die deutsche Industrie engagierte sich bereits Mitte des 19. Jahrhunderts in Indonesien. Nach 1945 führten deutsche Geschäftsleute, deutsche Experten in den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit und Bildung und Forschung und ein intensiver akademischer Austausch die fruchtbaren Beziehungen zwischen Deutschland und Indonesien weiter.

Deutsche haben während dieser langen Zeit vielfältige Spuren in Indonesien hinterlassen, von denen die Botschaft Ihnen hier eine kleine Auswahl vorstellen möchte. Diese Sammlung ist noch im Aufbau, über weitere Anregungen und Hinweise, evtl. auch Texte und Bilder, von Ihnen freuen wir uns.

Walter Spies
Walter Spies © Deutsche Botschaft Jakarta

Wer war Walter Spies? Ein Deutscher aus Moskau, Maler, Pianist, Dirigent, Ethnologe, Historiker und Sammler.

Walter Spies entstammt einem großbürgerlichen deutschen Haus, das lange in Moskau ansässig war. Der Großvater war 1846 aus Elberfeld eingewandert und gründete ein Handelshaus im kaiserlichen Russland. Die Eltern von Walter Spies waren Leon, einer der vier Erben des Handelsimperiums, und Martha von Mohl. Sie stammt aus einer alten württembergischen Familie. Ihr Vater war Konsul in Neapel. Sie hatten vier Kinder, die alle künstlerisch begabt waren.

Walter wurde 1895 geboren. Seine ersten musikalischen Erlebnisse machte er im Elternhaus. Sein Abitur legte er in Dresden ab. Bei Beginn des I. Weltkrieges, wieder in Moskau, wurde er mit seinen Brüdern als 19-jähriger „wehrpflichtiger feindlicher Ausländer“ im Ural interniert. 1917 nach dem Waffenstillstand kam er nach Moskau zurück, verschenkte seine Bilder, die er während der Internierung gemacht hatte und bekam eine Stelle als Theatermaler. 1918 ging er zurück nach Dresden und studierte Malerei. 1921 zog er weiter nach Berlin und widmete sich der Musik und dem Komponieren.

Aber auch in Berlin hält es ihn nicht lange. 1923 heuert er auf dem Dampfer „Hamburg“ an und kommt nach Java. Seine erste Station ist Bandung, wo er seinen Unterhalt mit Klavierspielen in Stummfilmkinos und Konzerten verdient. Dort bleibt er nicht lange und zieht kurz danach weiter nach Yogyakarta. Im Dezember 1923 wird er vom Sultan zum Leiter des Hoforchesters ernannt. In Yogyakarta studiert er die Gamelan-Musik und erfindet eine Notenschrift für die Aufzeichnung.

1925 kommt er auf Einladung des Fürsten von Ubud, Tjokorde Gde Raka Sukawati, zum ersten Mal nach Bali. Er beschäftigt sich mit balinesischem Tanz, von dem er einen später zum berühmtesten, balinesischen Tanz, dem Kecak, choreographiert.

1927 übersiedelt er endgültig nach Bali.

In Bali beschäftig er sich mit Kunst und Kultur:

Er kümmert sich um die Gamelan-Musiker und schreibt ihre Musik auf. Es entsteht das Buch über „Dance and Drama in Bali“, das er zusammen mit Beryl de Zoete herausgibt. Er erlernt die Holzschnitzkunst und gilt heute als Erfinder der schmalen, hölzernen Figuren. Er malt und verkauft oder verschenkt seine Bilder; macht mit Viktor von Plessen den Film „Insel der Dämonen“; beschäftigt sich mit dem Hinduismus und studiert balinesische Geschichte, was dem Buch von Vicky Baum („Liebe und Tod auf Bali“) zugute kommt; entwirft für Tjokorde fürstliche Häuser, richtet ein Museum ein und macht vieles andere mehr.

In den 30er Jahren wird Spies’ Haus zum kulturellen Zentrum Balis. Die Liste der berühmten Persönlichkeiten, die er dorthin einlädt oder die einfach zu ihm kommen, ist beeindruckend: Charlie Chaplin, Leopold Stokowski, Noel Coward, die Flugpionierin Elly Beinhorn, der Filmer Viktor von Plessen, Cole Porter, Barbara Hutton, Vicky Baum, Margaret Mead und andere. Ab 1938 zieht er sich mehr und mehr zurück. Zum Teil weil er nicht mehr Touristenführer spielen wollte und zum Teil weil er angefeindet wird, weil er homosexuell war.

Er stirbt nicht auf Bali sondern auf See westlich des Hafens von Sibolga. Als die Armeen Hitlers 1940 die Niederlande überrannten, wurden die meisten Deutschen in Niederländisch-Ostindien interniert. Man begann die Männer nach Indien zu verschiffen, da man befürchtete, sie könnten den Japanern bei der bevorstehenden Invasion zur Seite stehen. Walter Spies war in Internierungslagern in Sumatra und wurde im Januar 1942 mit 500 anderen Deutschen auf den Frachter „Van Imhoff“ verladen. Eine japanische Fliegerbombe traf das Schiff unweit der Insel Nias. Die Besatzung rettete sich, aber mehr als 400 deutsche Gefangene ertranken, unter ihnen Walter Spies.

Weil er nicht mehr nach Europa zurückkommen konnte, wurde er zunächst vergessen. Allmählich beginnt man ihn wiederzuentdecken. Aus Anlass des 100. Geburtstages von Walter Spies im September 1995 gab es in Zusammenarbeit mit deutschen Museen zwei große Ausstellungen in Indonesien: In der Nationalgalerie in Jakarta und im Agung Rai Museum auf Bali.

Botanischer Garten Bogor
Denkmal Caspar Georg Karl Reinwardt © Herwig Zahorka

Begründer des Botanischen Gartens in Bogor in der Nähe Jakartas

Caspar Georg Karl Reinwardt wurde am 5. Juni 1773 geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters zogen er und sein Bruder zu einem verwandten Apotheker nach Amsterdam. Nachdem sein Bruder die Apotheke übernommen hatte, wurde er dort Lehrling. Er studierte später Medizin und Botanik und wurde bereits mit 27 Jahren Professor für Naturgeschichte an der Universität Harderwijk. 1803 wurde er Rektor dieser Universität und beschäftige sich mit der Aufgabe, einen botanischen und zoologischen Garten in Holland zu errichten.

1815 wurde er zum Direktor für Landwirtschaft, Erziehung und Wissenschaft in Java ernannt und 1816 trat er diesen Posten an. Er reformierte das Schul- und Medizinalwesen, begann botanische Versuche und gründete schließlich den Botanischen Garten in Buizenzorg (heute Bogor) mit dem Ziel, alle Pflanzen des Archipels dort zusammen zu tragen und zu studieren.

Er bereiste ganz Niederländisch-Ostinidien, publizierte und legte umfangreiche Pflanzensammlungen an, die er an die Universität in Leiden schickte. Vieles kam aufgrund des damals unsicheren und gefährlichen Seeweges nicht an.

1823 verließ Reinwardt Java und folgte dem Ruf der Universität Leiden. Dort hielt er Vorlesungen über Botanik und Geologie der ostinidischen Inseln und publizierte über diese Themen.

Reinwardt war der erste von mehr als einem Dutzend deutscher Wissenschaftler, die in Bogor arbeiteten und forschten. Selbst Johann Wolfgang von Goethe unterhielt engen Kontakt mit Reinwardts Mitarbeiter und Nachfolger, Ludwig von Blume. Bis heute gibt es enge Verbindungen zwischen Bogor und der deutschen Wissenschaft und Botanik.

Der Botanische Garten ist seit seiner Gründung 1817 weltbekannt. Das Denkmal für Reinwardt wurde 2006 auf Initiative des in Bogor lebenden deutschen Botanikers Herwig Zahorka errichtet

Raden Saleh
Raden Saleh © Deutsche Botschaft Jakarta

Raden Saleh Syarif Bustaman wurde im Mai 1811 als Spross einer adeligen Familie in Semarang in Zentraljava geboren. Schon früh entdeckte ein belgischer Maler, Joseph Payen, der in Java lebte, das Talent Raden Salehs. Er sorgte dafür, dass Raden Saleh mit 18 Jahren von der Kolonialverwaltung in die Niederlande geschickt wurde, wo er zum Verwaltungsbeamten ausgebildet werden sollte. Raden Saleh nahm gleich nach Ankunft nebenher Privatunterricht bei zwei damals bekannten holländischen Malern. 10 Jahre später, nach Ende der Ausbildung, erbat er die Erlaubnis, vor Rückkehr nach Indonesien durch Europa reisen zu dürfen.

Nach kurzen Zwischenstationen in Düsseldorf, Frankfurt und Berlin kam er nach Dresden und lebte dort viele Jahre. Er liebte die Deutsche Romantische Schule, war erfolgreich als Maler und lernte Deutsch. Er fand Freunde und Gönner, u. a Friedrich Anton Serre und Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha.

Raden Saleh verließ Dresden 1844 und reiste weiter nach Paris. 1852 kehrte er nach Indonesien zurück. Auf seiner zweiten Europareise 1875 bis 1878 lebte er ein weiteres Jahr in Coburg.

Zurück in Batavia, dem heutigen Jakarta, ging er nicht in den Dienst der holländischen Kolonialmacht. Er war eine Berühmtheit geworden und mit zahlreichen deutschen Orden und Auszeichnungen anderer europäischer Länder geehrt worden. Er hielt in seinem Schlösschen in Cikini, ein Stadtteil von Jakarta, Hof und empfing mit Vorliebe deutschsprachige Gäste. Das Schlösschen steht heute noch und wird als Verwaltungsgebäude des Cikini Hospitals genutzt. Raden Saleh hat es dem Schloss Callenberg in der Nähe von Coburg nachgebaut, in dem er häufig mit Herzog Ernst von Sachsen und dessen Familie wohnte.

In Deutschland erinnern an Raden Saleh noch zahlreiche Bilder in Museen und in privaten Sammlungen. Architektonisches Erbe ist die kleine Moschee, die Serre für seinen Freund Raden Saleh in Maxen nach dessen Entwürfen bauen ließ. Das „Blaue Häuschen“, wie es damals genannt wurde, dient nicht mehr als Moschee und wurde wahrscheinlich auch nie als solche genutzt.

Einige der berühmtesten Werke Raden Salehs befinden sich im Präsidentenpalast in Jakarta. Darunter am Bedeutendsten ist „Die Gefangennahme von Diponegoro“ (1858). Raden Saleh stellt den Prinzen Diponegoro als moralischen Sieger dar, der mit herausfordernder Miene seinen Weg in die Gefangenschaft antritt. Es ist ein revolutionäres und antikoloniales Bild, das erst nach der Unabhängigkeit Indonesiens aus Holland zurückkam.

Raden Saleh war der erste moderne javanische Maler. Er brachte eine neue Art des Sehens und der Farbgebung aus Europa zurück und übte großen Einfluss auf die Geschichte der modernen Malerei Javas aus.

Weltkarte
Weltkarte © Colourbox

F. W. Junghuhn wurde am 26.10.1809 im preußischen Mansfeld geboren. Obwohl er sich besonders zum Studium der Botanik hingezogen fühlte, studiert er auf Wunsch seines Vaters in Halle und Berlin von 1827 bis 1831 Medizin und wird zunächst Militärarzt. Kurz darauf erfolgt jedoch seine Verhaftung und Verurteilung zu 10 Jahren Festungshaft wegen eines Duells.

Junghuhn flieht nach 12 Monaten aus der Haft nach Frankreich und verdingt sich dort für einige Zeit als Fremdenlegionär. Nachdem er erfahren hat, dass er bereits 1833 vom preußischen König begnadigt worden war und ein Bekannter ihm empfiehlt, in den holländischen Kolonialdienst zu treten und als Arzt nach Niederländisch-Indien zu gehen, reist er 1834 nach Holland, absolviert dort eine weitere medizinische Prüfung und erreicht 1835 endlich das damalige Batavia (heute Jakarta).

Bereits als Arzt bereist er ausgiebig die Insel Java, strebt jedoch schnell die Aufnahme in die koloniale Naturkunde-Kommission an. Dies gelingt ihm schließlich 1840 und er kann sich nun der umfangreichen Forschungstätigkeit widmen, die ihn berühmt machen wird.

In diesen Jahren veröffentlicht er „Topographische und Naturwissenschaftliche Reisen durch Java“ (1845) und „Die Battaländer auf Sumatra“ (1847). Nach einem gesundheitsbedingten Europa-Aufenthalt widmet er sich nach Rückkehr nach Java vor allem der Einführung und dem Anbau des Chinarinden-Baums und erhält wenig später die Gesamtverwaltung aller Chinin-Pflanzungen, woraufhin er sich 1858 in Lembang bei Bandung niederlässt.

In Deutschland mag Junghuhn heute weithin vergessen sein. In Indonesien jedoch ist sein Name lebendig geblieben. Selbst die Bezeichnung „Humboldt von Java“ trifft im Rückblick in doppeltem Sinn auch heute noch zu. Nicht nur, weil Alexander von Humboldt sich in seinem 5-bändigen Werk „Kosmos“ in den Passagen über die südostasiatischen Inseln auf Junghuhn bezieht, sondern auch, weil die großen naturwissenschaftlichen Beschreibungen, die Junghuhn von Sumatra und von Java angefertigt hat, noch heute grundlegend sind.
Junghuhn stirbt 1864 mit nur 54 Jahren. Sein Grab befindet sich am Ort seines letzten Wohnsitzes in Lembang in der Nähe von Bandung. Seine Frau ließ über seinem Grab den noch heute existierenden Obelisken errichten.

Drei Originalausgaben seiner Bücher befinden sich in der Bibliothek „Professor Doddy A. Tisna Amidjaya“, Jalan Mutumanikam 69, Bandung 40265, Tel.: 022-7310 530.

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